Anhaltendes Ansprechen auf BCMA-gerichtete Myelomtherapie mit bispezifischem Antikörper

Originalpublikation: Lesokhin, AM et al. Elranatamab in relapsed or refractory multiple myeloma: phase 2 MagnetisMM-3 trial results. Nat Med 2023; 29: 2259–2267. doi: 10.1038/s41591-023-02528-9. 

Immunomodulatorische Wirkstoffe (IMiDe), Proteasominhibitoren (PI) und CD38-Antikörper haben die Prognose von Patient*innen mit Multiplem Myelom (MM) zunehmend verbessert. Therapeutika mit neuen Wirkmechanismen werden für die Betroffenen benötigt, die einen Progress nach all diesen Substanzen entwickelt haben. Etabliert hat sich die auf das Antigen BCMA (B-cell maturation antigen) gerichtete Therapie.

Ein Vertreter dieses Wirkprinzips ist Elranatamab, ein humanisierter bispezifischer Antikörper gegen die Antigene BCMA und CD3. Ein Forschungsteam mit Erstautor Alexander M. Lesokhin vom Memorial Sloan Kettering Cancer Center/Weill Cornell Medical College, New York, berichtete über Ergebnisse mit Elranatamab in der Kohorte A aus der Phase-2-Studie MagnetisMM-3. Sie umfasste 123 Erwachsene mit einem rezidivierten oder refraktären MM, die zuvor mit mindestens einem IMiD, einem PI und einem CD38-Antikörper behandelt worden waren, aber noch keine BCMA-gerichtete Therapie erhalten hatten. Mehr als drei Viertel (76,4%) wies mindestens einen Faktor für eine ungünstige Prognose auf und die mediane Zahl der Vortherapien lag bei 5. Fast alle Teilnehmenden (96,7%) waren gegen Substanzen aller drei Wirkstoffgruppen (IMiDs, PI, CD38-Antikörper) refraktär.

Im Rahmen der Studie erhielten die Patient*innen Elranatamab s.c. in einer Dosis von 76 mg einmal wöchentlich mit zwei Priming-Dosen in ansteigender Dosierung vorab (12 mg an Tag 1, 32 mg an Tag 4 von Zyklus 1). Nach sechs Zyklen wurde bei Patient*innen, die auf die Therapie angesprochen hatten, auf eine zweiwöchentliche Gabe des bispezifischen Antikörpers umgestellt. Primärer Endpunkt war die bestätigte objektive Ansprechrate (ORR) nach einer verblindeten und unabhängigen zentralen Beurteilung.

Ergebnisse

Die Auswertung erfolgte nach einer medianen Beobachtungsdauer von 14,7 Monaten. Der primäre Endpunkt wurde mit einer ORR von 61,0% (75 von 123 Patient*innen) erreicht. Die Rate eines mindestens kompletten Ansprechens (CR) lag bei 35,0%. Die mediane Ansprechdauer war noch nicht erreicht. Bei Patient*innen mit ≥CR lag die Wahrscheinlichkeit, dieses tiefe Ansprechen über mindestens 9 Monate aufrechtzuerhalten, bei 89,0%. 50 der Patient*innen mit einem Ansprechen auf die Therapie wechselten zur zweiwöchentlichen Dosierung. 40 von ihnen (80,0%) zeigten danach über mindestens 6 Monate ein sich weiter vertiefendes oder gleichbleibendes Ansprechen. Der Median von Ansprechdauer, progressionsfreiem Überleben (PFS) und Gesamtüberleben (OS) war noch nicht erreicht. Die 15-Monats-Rate lag für das ORR bei 71,5%, für das PFS bei 50,9% und für das OS bei 56,7%.

Häufige unerwünschte Ereignisse eines Grads 3–4 waren Infektionen (39,8%), Anämie (37,4%) und Neutropenie (48,8%). Mit der zweiwöchentlichen Dosierung verringerten sich höhergradige Nebenwirkungen. Ein Zytokinfreisetzungssyndrom (CRS) trat bei 57,7% der Patient*innen auf und überstieg in keinem Fall einen Grad 2.

Fazit:

Elranatamab s.c. induzierte bei stark vorbehandelten Patient*innen mit MM ein tiefes und anhaltendes Ansprechen bei einem beherrschbaren Sicherheitsprofil. Die Aufdosierung begrenzte Häufigkeit und Schwere des CRS und der Wechsel auf die 2-wöchentliche Gabe könnte die Langzeittherapie verträglicher machen ohne die Wirksamkeit zu gefährden, erklären die Autor*innen. Der Vorteil von Elranatamab gegenüber T-Zelltherapien ist die einfache Verfügbarkeit und eine mögliche ambulante Durchführung.

Quelle:

Autor Studienreferat: Friederike Klein, München